www.amazon.de, 28. Juni 2004

Ein ergreifendes Buch

„So genannte Rabenmütter“ von Barbara Jany bedient sich eines Stilmittels, mit dem Erika Runge in ihren „Bottroper Protokollen“ bereits vor einigen Jahrzehnten Authentizität vermittelte: sie läßt Betroffene ihre höchst persönliche Geschichte in ihren höchst persönlichen eigenen Worten schildern.

Durch die Zusammenstellung verschiedener und doch so gleicher Schicksale kristallisiert sich aus den individuellen Erfahrungen ein allgemeines Problem in unserer Gesellschaft heraus: die doppelte Benachteiligung der Mutter. Einmal als Frau schlechthin, dann aber insbesondere noch einmal in ihrer Rolle als Mutter: erwartet „man“ doch von ihr die Hintanstellung all ihrer persönlichen Bedürfnisse und Wünsche, die Aufgabe ihres Selbst, die Aufopferung für ihre Kinder, für die „heile“ Familie. Durchbricht sie diese Fesseln der gesellschaftlichen Erwartungen, stürzt sie ab; in die Isolation der gesellschaftlichen Ächtung und in den Schmerz der Selbstvorwürfe.

Ohne abstrakte Argumentationen, ohne belehrende Analysen zeigt Barbara Jany sensibel den Leidensweg von 17 Frauen (darunter ihren eigenen) auf, die es nicht nur geschafft haben, sich von einem Teil ihrer Fesseln zu lösen, sondern auch den Schritt gewagt haben, sich dazu zu bekennen.

Ein ergreifendes Buch. Erweckt es doch nicht nur Mitleid, sondern auch Wut. Und macht Mut.

Quelle: amazon.de

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