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»Mütter, die von ihrer Familie fortgehen, ihre Kinder verlassen – sind das Rabenmütter?
Was bringt eine Mutter dazu, die Familie zurückzulassen und ein Leben ohne ihre Kinder zu führen? Nicht wenige Frauen wagen diesen Schritt; die Gründe, warum sie es tun, sind vielfältig. Doch eine solche Entscheidung stößt auch heute noch auf Unverständnis, Kritik und Anfeindungen, denn es scheint zwar ‘normal’ und gesellschaftlich akzeptiert zu sein, dass Väter die Familie verlassen; Müttern wird es jedoch nicht zugestanden, ein Leben ohne ihre Kinder zu führen, und sie werden leichtfertig als ‘Rabenmütter’ bezeichnet.«
Stimmt. Auch in mir ist das Bild einer kämpfenden Löwenmutter, die für ihr Junges alles tun und alles geben würde, eigentlich recht fest verankert. Nicht als Ideal, sondern als zu erwartender Normalzustand. Mütter sind so. Das lernt man früh. Es scheint fester Bestandteil eines Frauenlebens zu sein, zu dienen, sich unterzuordnen und sich zu opfern und jede Abweichung im positiven Sinne erfordert natürlich mehr Kraft als wenn es einfach hingenommen würde. Man wundert sich nicht, wenn eine Mutter sich selbst aufgibt, um ihre Brut höchstpersönlich zu betreuen. Nur wenn eine Frau entscheidet, dass die Kinder beim Vater besser aufgehoben sind und geht, dann fragt mal zweimal nach, wie es so weit kommen konnte. Wie sie sich nicht nur vom Mann, sondern auch von den Kindern trennen konnte. Rabenmutter. Auch wenn man (ich) es besser weiß, man fragt. Sich. Oder auch andere, wenn man kann.
Kein einfaches Thema. Erschwert wird eine Unterhaltung darüber zum Beispiel durch das Phänomen des augenrollenden Muttertiers. Eine simpel gestrickte Gattung, die schnaubend und sich ereifernd durchs Gesprächsdickicht bricht und mit scharfer Munition ausgestattet ist: “MICH könnte nichts und niemand von meinen Kindern trennen, ich würde kämpfen bis zum letzten Blutstropfen und niemals würde ich…” Dagegen lässt sich nur schwerlich etwas sagen und parallel zu solchen ‘Argumenten’ ist kein Raum für Unterhaltungen. Ich hab’s wirklich probiert, man kann einfach nicht reden, wenn eine solche auf Autopilotin geschaltete Übermutter dabei ist – als Frau ohne Kinder kann man mit dieser Sorte offensichtlich dann eh nicht kommunizieren. Wovor haben die eigentlich solche Angst? Davor, dass das Leben unberechenbar ist und wir im Laufe dieser vielen Jahre viele Dinge getan haben und tun werden, die wir vorher für undenkbar hielten?
Eine Mutter wird, wenn möglich, wohl immer tun, was für die Kinder gut ist. Das schließt ein Weggehen (um nicht selbst zerstört zu werden) mit ein. Und nicht aus.
Das Buch »So genannte Rabenmütter« erzählt die Geschichten von Müttern, die am Ende einer Ehe oder Beziehung die Kinder beim Vater liessen. Es tut weh, über diese Erzählungen zu lernen, dass eine Frau, die weggeht, oft alle Rechte und eine Anerkennung verliert, die einem Mann wie selbstverständlich noch zustehen würden. Für betroffene Frauen muss es hilfreich und tröstend sein, diese Erfahrungen zu teilen, andere Berichte zu lesen und sich dann evtl. noch auf der Webseite des Rabenmütter-Projekts austauschen zu können.
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